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Neuheidnische Riten und Runenzauber allüberall. Mit Bedacht wurde die zum Hakenkreuz verdeutschte Swastika als "Zeichen des Heils" zum Symbol der Bewegung erkoren. Hitlers Wahn für Wagners Welt der germanischen Götter und Helden ist legendär. Und Reichsführer SS Heinrich Himmler gefiel sich in der Rolle des Großmeisters eines aus rassischer Zuchtwahl hervorgegangenen Totenkopfordens hünenhafter schwarzer Ritter. Der Nationalsozialismus letztlich eine Ausgeburt der Esoterikwelle der 1920er-Jahre?
Bei der Lektüre von Hitlers Visionäre. Die okkulten Wegbereiter des Dritten Reiches fällt es einem wie Schuppen von den Augen. Allein schon das Vokabular spricht Bände. Etwa bei dem deutschtümelnden Literaten und "Ahnerinnerer" Alfred Schuler, der schon früh eine Zeitenwende und die Ankunft einer messianischen Lichtgestalt beschwor und mit Tiraden vom "Marder Juda" und dem "Jahwe-Moloch" die Zündschnur legte. Oder bei dem selbst ernannten "visionären Dichter und Seher" Dietrich Eckart, der vom "Dritten Reich" faselte und zu Hitlers Mentor avancierte. Besonders krass bei dem Runenforscher und Vordenker des germanischen Heidentums, Guido (von) List, der Helena Blavatskys theosophische "Geheimlehre" von der "arischen Wurzelrasse" und der "germanischen Unterrasse" als höchste Entwicklungsstufen der Menschheit zur "Ariosophie" weiterentwickelte, tatkräftig unterstützt von dem "arioheroischen" Rassefanatiker Jörg Lanz (von Liebenfels), dem Verkünder eines arischen Endzeitparadieses und Erfinder der Theozoologie.
In weiteren Kurzbiografien werden unter anderen Person und Phantasmagorien des Mitbegründers der völkisch-kampfbündlerischen Thule-Gesellschaft, Ernst Rudolph Glauer (alias Rudolf Freiherr von Sebottendorff), vorgestellt, ferner der aus der Irrenanstalt entsprungene "Rasputin Himmlers" Karl Maria Wiligut alias "Weisthor", der eher feinsinnige Gralsmystiker Otto Rahn und die stramm deutschgläubige Weltverschwörungstheoretikerin Mathilde Ludendorff.
Der Wiener Historiker Eduard Gugenberger beleuchtet in seinem brillanten Buch eine von der Forschung sträflich vernachlässigte Wurzel der NS-Ideologie und zeigt am Beispiel aktueller esoterischer Strömungen auf, wie fruchtbar der Schoß noch immer ist, der all dies hervorbrachte. --Roland Detsch
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