Die verspielte Revolution: 1968 und die Folgen

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Ein Foto dokumentiert den Beginn der Unruhen an deutschen Hochschulen: Zwei Studenten tragen vor Professoren in vollem Ornat ein Plakat: Unter den Talaren - Muff von 1000 Jahren."Der Zeitzeuge ist der geborene Feind des Zeithistorikers", schrieb Christian Semler in einer Rezension zu Gerd Koenens großartiger Studie Das rote Jahrzehnt. Unsere kleine deutsche Kuturrevolution 1967 – 1977. Was der Achtundsechziger im Rückblick zu sagen hat, dient entweder dem Wunsch, der individuellen Biografie "so etwas wie Sinn zu verleihen". Oder aber der Zeitzeuge versucht, "seine Zeit als radikaler Linker zu einem monströsen Irrweg zu stilisieren, aus dem er -- früher oder später -- wieder aufgewacht sei, um wieder in den Hafen der Menschlichkeit zu gelangen".

Uwe Wesel (Jahrgang 1933) versucht ein Drittes: Er spielt seine Rolle herunter -- und damit indirekt auch die Bedeutung der Ereignisse, deren Zeuge er war. Wesel kam 1968 aus dem vergleichsweise beschaulichen München ins revolutionäre Berlin. Als Professor für Römisches und Bürgerliches Recht geriet er schnell zwischen die Fronten. Der nichtrevolutionäre, aber dezidiert linke Sozialdemokrat Wesel schlug sich bald auf die Seite der protestierenden Studenten und ließ sich 1969 von der linken Mehrheit zum Vizepräsidenten der FU wählen. Ein Amt, von dem er nach vier Jahren zurücktrat.

Während Koenen dem Dilemma "Zeitzeuge vs. Zeithistoriker" begegnet, indem er gekonnt zwischen den Klippen obsessiver Nabelschau und pseudowissenschaftlicher Distanz navigiert, wirkt es bei Wesel eher so, als könne er sich nicht so recht entscheiden zwischen einem radikal subjektiven Zugriff auf das Thema und der Verlockung, das Ganze aus einer gleichsam "olympischen" Position der Altersweisheit zu glossieren. Ergebnis ist eine Art ironischer Halbdistanz, die scheinbar unbeteiligt daherkommt, aber immer wieder unvermittelt(e) Wertungen enthält, die den Leser auf die Frage stoßen: "Wer spricht hier eigentlich?"

Das hat auch mit einem strukturellen Problem des Buches zu tun. Obgleich er versucht, die Geschichte vom Aufstieg und Fall der "Neuen Linken" in vier verschiedene Zeitabschnitte zu gliedern (1956-68, 1968-69, 1969-73, 1974-98), hat Wesel sein Buch eher thematisch denn chronologisch angelegt. Was neben abrupten Themenwechseln -- von der Hochschulreform zur sexuellen Befreiung und wieder zurück -- auch ein stetes Springen zwischen verschiedenen Zeiten zur Folge hat. Und leider auch viele inhaltliche Doppelungen. Darüber hinaus ist das Buch auch schlampig redigiert, es wimmelt von Druckfehlern und Ungenauigkeiten. Aus Gerd wird im Register "Wolfgang" Langguth, aus Rudolf Seiters der Abgeordnete "Seiter", das Kottbusser Tor gerät zum "Cottbusser" Tor, die Regierung zur "Regelung" -- und für die Parteigründung der Grünen finden sich innerhalb von fünf Seiten drei verschiedene Daten.

Am stärksten ist Wesel da, wo er deutlich Stellung bezieht. Zum Beispiel in der Passage über den "Deutschen Herbst" 1977, wo er zu dem durchaus streitbaren Ergebnis kommt, dass Hanns-Martin Schleyer für die Staatsräson, "ein imaginäres Gebilde aus längst vergangenen Zeiten", geopfert worden sei. Solche Zwischenrufe oder besser gesagt Nachbetrachtungen hätte man sich mehr gewünscht. Viel zu kurz geraten ist dagegen der letzte Abschnitt über den "Weg zu Rotgrün". Die wichtigsten Protagonisten -- für Wesel sind das Schily, Schröder, Fischer, Trittin -- werden auf gerade mal einer Seite abgehandelt. Wesels anfangs locker hingeworfene Bemerkung, Fischer und Co. hätten im Laufe der Jahre weniger ihr Land verändert als ihre Meinung, wird im Schlusskapitel vom Autor selbst widerlegt: Der Antiautoritarismus, für den diese Generation angetreten ist, hat -- zumindest im Gesellschaftlichen -- fast auf ganzer Linie gesiegt. Und die Grünen sind nicht nur "das deutlichste Ergebnis der Studentenrevolte", sondern auch "ein deutsches Exportprodukt". Selbst in Mexiko und der Mongolei gibt es heute grüne Parteien.

Fazit: ein streckenweise durchaus amüsantes Buch, bei dem aber, anders als der Untertitel suggeriert, die Folgen von 68 zu kurz kommen. Ein wenig frei nach Wesel: schön verspielt, aber eben auch eine schöne Chance verspielt. --Axel Henrici

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