Viel ist schon geschrieben worden über den deutsch-sowjetischen Krieg der Jahre 1941 bis 1945. Ganz überwiegend jedoch standen dabei bislang Einzelaspekte und –perspektiven im Zentrum des Interesses des jeweiligen Autors. Eine wirkliche Gesamtdarstellung, die die Geschehnisse und Bedeutungen des Krieges zwischen den Armeen Hitlers und Stalins aus der Totalperspektive erfasst und analysiert hätte, ist jedenfalls bislang immer noch nicht vorgelegt worden. Ein Grund war in der Vergangenheit sicherlich darin zu sehen, dass zahlreiche Archive den Historikern lange Zeit verschlossen blieben.
Seit einigen Jahren hat sich die Datenlage für die Forschung erheblich verbessert, und so haben zahlreiche Spezialstudien diesen Krieg von allen Seiten immer heller beleuchten können. Der Londoner Militärhistoriker Richard Overy hat die Fülle der Forschungsergebnisse nun zu einer Gesamtansicht auf der Höhe der Zeit verdichtet. Dabei bezieht er in seine -- glänzend geschriebene und von Hainer Kober sehr einfühlsam übersetzte -- Darstellung auch die Vorgeschichte der sowjetischen Verteidigungspolitik mit ein.
Als Hitler seine Militärmaschinerie in Bewegung setzte, um die Sowjetunion zu unterwerfen, tat er das im (nicht unberechtigten) Glauben an die eigene militärische Überlegenheit. Tatsächlich schien es schon bald, als könne Hitler-Deutschland Stalins Sowjetunion handstreichartig besiegen. Dass sich das Blatt am Ende doch noch wendete, hat seine Ursache nicht zuletzt darin, dass Stalin, der wie sein deutscher Gegenspieler mit einem pathologischen Hang zur Selbstüberschätzung ausgestattet war, gerade noch rechtzeitig einsah, dass er die konkreten militärischen Entscheidungen diejenigen treffen lassen sollte, die vom Kriegshandwerk unzweifelhaft mehr verstanden als er. Wie jede andere Einsicht, so blieb auch diese dem deutschen Diktator versagt. Und so wurden ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht nur auf der sowjetischen Seite die richtigen, sondern zugleich und in zunehmendem Maße auf der deutschen Seite die falschen militärischen Entscheidungen getroffen. Eine weitere entscheidende Voraussetzung des sowjetischen Sieges darf natürlich nicht vergessen werden: die schier unbeschreibliche Leidensfähigkeit des russischen Volkes.
Nach dem Krieg freilich war es Stalin, der sich als den eigentlichen, wahren Sieger des "Großen Vaterländischen Krieges" feierte und feiern ließ. Und so mussten die wahren Helden mit ansehen, wie das Sowjetreich nach dem errungenen Sieg zwar nicht von Hitler, nun aber umso entschlossener von Stalin unterjocht wurde. "Die Opfer eines gepeinigten Volkes", beschließt Overy sein Buch, "brachten den Sieg, aber nicht die Befreiung, einen Augenblick bittersüßen Triumphes in einer langen Geschichte des Leids." --Andreas Vierecke . KLICKEN SIE HIER, UM DIESES BUCH ZUM KOSTENLOSEN DOWNLOAD